Während andernorts wunderschöne Maibäume die Ortsmitte schmücken, wirkt der Baindter Dorfplatz an einer ganz bestimmten Stelle verwaist. Am 30. April um 17 Uhr noch in voller Pracht von der Baindter Landjugend aufgestellt, glänzte der Maibaum bereits am 1. Mai durch Abwesenheit. Nach und nach bemerkten die Bewohner der Gemeinde das Fehlen des traditionellen Stammes. Doch selbst Bürgermeister Edgar Schaz musste zunächst zugeben: „Ich weiß, dass etwas passiert ist, aber was, weiß ich nicht.“ Was war geschehen? Hatten sich Anwohner eines verfeindeten Nachbarortes oder böswillige Neider nächtens aufgemacht, um dem Baindter Baum den Garaus zu machen?
Ein Schelm, wer Böses denkt. Wie sich nämlich herausstellte war die Statur des Auserwählten schuld an seinem frühen Verschwinden. So erklärte Michael Kuhn, Pressesprecher der Polizei, dass Beamte während einer Streifenfahrt am 1. Mai gegen zehn Uhr festgestellt hätten, dass sich der Baum gefährlich geneigt habe. „Man vermutete, dass der Maischmuck für den nach oben hin sehr dünnen Baum zu schwer war“, meinte Kuhn.
Die per Handy herbeigerufenen Mitglieder der Landjugend entschlossen sich schließlich schweren Herzens dazu, den Maibaum durch ein Fuhrunternehmen, das über den nötigen Kran verfügt, in Anwesenheit der freiwilligen Feuerwehr wieder umlegen zu lassen. Zersägt in drei Stücke wurde der vormals Stattliche vom Dorfplatz entfernt. Der Vorsitzende der Landjugend, Christian Sonntag, kommentierte den Vorfall enttäuscht: „Das war eine Woche Arbeit dafür, dass der Baum nicht einmal 20 Stunden stand“. Dennoch lässt man sich nicht entmutigen. Im nächsten Jahr soll der Maibaum seinem Namen dann alle Ehre machen.
16.05.2001 – Lokales – Schwäbische Zeitung